Ein weiterer Buchtipp für den „BuchNovember“ mit viel Zeit zuhause. Das Management Buch „Good to Great“ habe ich im Keller wiederentdeckt, ich habe es seit über 10 Jahren, und es ist tatsächlich von 2001. Das Besondere war, dass die Erkenntnisse datenbasiert entstanden und keine vorher aufgestellten Thesen sind. Die Messgröße war wie so häufig in den USA der Aktienkurs. Ausgewählte Unternehmen, deren Börsenkurse über Jahre besser waren als der Markt, werden als „great“ bezeichnet. Man hat diese mit ähnlichen „guten“ Unternehmen verglichen, deren Kurse nur mit dem Markt gewachsen sind, und versucht die Unterschiede herauszufiltern.
Die Studie ist 20 Jahre alt.
Es interessiert mich, ob die ermittelten Erfolgsprinzipien aus heutiger Sicht noch plausibel erscheinen. Eine Aktualisierung der Studie gibt es leider nicht. Das war bevor es das iPhone gab, bevor es Facebook gab, und vor Googles Börsengang. Und eines der „great“ Unternehmen war die US Elektronikmarkt Kette Circuit City, die den eCommerce verpasst hat und vom Markt verschwunden ist. Irgendwie schade, ich weiß noch, dass ich mir während der Fortbildung an der Darden University in Charlottesville, Virginia, in einem Circuit City 1999 den ersten Laptop meines Lebens gekauft habe (das ist aber nicht der auf dem Foto).
Was hat Jim Collins nun also herausgefunden – Die 7 Prinzipien
Level 5 Leadership.
Er unterteilt die Fähigkeiten von Führungskräften in fünf Stufen, und Level 5 ist an der Spitze. Diese CEOs beschreibt er als eine „paradoxe Mischung aus Bescheidenheit und unbändigem Erfolgswillen„. Sie seien fast schüchtern, keiner Stand in der Öffentlichkeit, sie ordnen alles (auch sich selbst) den Ergebnissen unter.
First Who then what.
Bildlich gesprochen sollen erst die richtigen Leute im Bus sitzen (und die falschen aussteigen). Das ist natürlich banal, das Besondere ist, dass erst danach entschieden wird wohin der Bus fahren soll, also Ziele und Strategien festzulegen. Und es gab dabei keinen Zusammenhang zwischen Vergütung und Motivation. Erinnert alles ein wenig an die Unternehmenskultur der Big 5 For Live: Tag59 The Big Five for Life
Confront the brutal facts:
Es braucht eine Kultur, in der die Wahrheit gehört wird, auch die unangenehmen Fakten müssen auf den Tisch kommen. Dann ergeben sich die notwendigen Entscheidungen fast von selbst. Fragen und Zuhören sind dafür wichtige Führungsprinzipien.
The Hedgehog Concept.
Was hat es mit dem Igel auf sich?! In der Geschichte von Fuchs und Igel versucht der Fuchs viele verschiedene Techniken, um den Igel zu fangen. Er kann und weiß vieles, der Igel nur eine Sache, das Einrollen. Und damit gewinnt er immer. Es geht bei diesem Prinzip darum, Komplexität auf eine einzelne, einfache Idee zu reduzieren. Für das Geschäftsmodell finde sich diese Idee in der Schnittmenge dieser drei Bereiche: Was kann ich besonders gut, womit lässt sich Geld verdienen und wofür habe ich eine große Leidenschaft. Für das Beispiel Circuit City lautete dies: wir sind die Besten in den 4S: service, selection, savings, satisfaction. Wie gesagt, in einer Welt ohne Google und Amazon. Es ist offensichtlich, dass alle vier GAFA ein hedgehog concept für sich gefunden haben.
A Culture of Discipline.
Wenn alle diszipliniert sind, brauche es weder Führung, noch Bürokratie oder Kontrolle. Von außen seien diese Firmen langweilig, aber sie seien voller Menschen, die alles geben. Er nennt es „das Fett aus dem Hüttenkäse spülen“, um Kalorien zu sparen.
Technology Acceleration.
Die Studie zeigte, das Technologie an sich kein Grund für den Unterschied zwischen gut und Spitzenklasse war. Neue Technologie wurde nicht als Selbstzweck genutzt. Aber die erfolgreichsten Unternehmen haben jeweils sehr frühzeitig ausgewählte neue Technologie genutzt. Der Maßstab ist, ob sie direkt zum Igelkonzept passen. Dann beschleunigen die Technologien das Wachstum, sie sind aber nicht der Auslöser.
The Flywheel.
Ein aktuelles Buzzword aus dem Online Marketing, das u.a. das Erfolgsmodell von Amazon beschreibt: Tag6 Die Amazon DNA. Hier dient das Schwungrad aber für eine andere Darstellung. Es sagt, dass sich der Erfolg nicht durch eine einzige Gewaltaktion erzwingen lasse („no killer innovation, no miracle moment“). Stattdessen müsse man unerbittlich ständig am Schwungrad drehen, bis es irgendwann nicht mehr zu stoppen ist. Dabei helfen Konsistenz, Disziplin und das Besinnen auf sein Igelkonzept.